- Krizia Köhler
Zettel, Stift, Handschrift und wirksame Coachingtools – Basis für deine individuelle Jahresreflexion
Aktualisiert: 31. Dez. 2022
Mein erstes Jahr als freie Lektorin – der etwas andere Jahresrückblick
Also mein erstes Jahr als freie Lektorin war … S T O P! (Stell dir gerne so ein hochploppendes Stoppschild vor.)
Du bekommst hier NICHT den Drölfzehntausendsten Beitrag mit der Überschrift Jahresrückblick – und dem typischen Inhalt, welches Ziel ich wie und wann erreicht habe. Hier bekommst du eine Impulssammlung. Impulse für deine eigene Rückschau, deinen Auftakt fürs Reflektieren und Bilanzziehen. Denn: Erst kommt die Innenschau, dann die Businessziele.
Begleite mich auf eine kleine Reise durch meine Lieblingstools. Du kannst beim Lesen deinen individuellen Blick in den Rückspiegel vorbereiten. Zentral ist hier die Momentaufnahme, dein eigener Status quo in Sachen Zufriedenheit und Glück. So eine Rückschau muss kein komplexes, wochenlanges Graben, Grübeln und Ausarbeiten sein. Es kann dir leicht und schnell gelingen, wenn du die richtigen Methoden kennst und nutzt.
Male dir deinen Ist- und Soll-Zustand fürs Leben in bunten Farben aus

Ich bin überzeugt: Wir sind fokussierter und erfolgreicher (und erfüllter), wenn wir uns die Zeit nehmen, zurückzuschauen. Und erst danach die Ziele für die Zukunft stecken. Und wenn wir Visionsarbeit nicht nur mit dem Kopf, sondern auch intuitiv, mit dem Herzen angehen. Unverzichtbar für all das bei mir: Zettel, Stift, Schreiben. Lang lebe die Handschrift als heißer Direktverbindungsdraht von der Hand zum Herzen!
Einstiegsfrage: Trittst du schon auf dem Lebensrad in die Pedale?
Lebens- … was???
Das Lebensrad ist ein Coachingtool, ein schlichtes Tortendiagramm mit Tortenstücken, die deine wichtigen Lebensbereiche abbilden. Mit einer einfachen Zeichnung und zwei Buntstiften kannst du dir deine Ist-Situation bewusst machen. Gut oder gut?
Das Modell hilft dir auch, auf einen Blick zu erkennen, in welchen Bereichen du noch an dir arbeiten darfst. Wie geht das? Lies dich durch eine kurz-knackige Schritt-für-Schritt-Anleitung:
Schritt Nr.1 - Definiere deine Lebensbereiche
Das Schöne am Lebensrad ist die Einfachheit, mit der ein kleiner Rundumschlag gelingt, zu allen Lebensthemen, die dich bewegen. Das Kreisdiagramm ist dein Überblick zu 5–10 Kategorien, die du dir anschauen möchtest. Gängige Vorlagen haben 5–7 Bereiche, also Tortenstücke. Die Klassiker: Gesundheit & Fitness, Liebe, Familie & Freundschaft, Karriere, Finanzen, Freizeit & Erholung, Wohnen & Umfeld.
Lege am besten deine individuellen Kategorien fest. Was spielt eine wichtige Rolle für dich?
Wer eine Vorlage für den Einstieg braucht, darf sich gerne bei mir bedienen. Bei mir darf es etwas mehr sein und ich nutze ganze 10 Bereiche in meinem Lebensrad. Copy & Paste ist ausdrücklich erlaubt:
1) Sinn / Gesellschaftlicher Beitrag
2) Räumliche Umgebung
3) Liebe / Partnerschaft / Sexualität
4) Familie / Freundschaft
5) Karriere / Berufliche Erfüllung
6) Finanzen
7) Gesundheit
8) Körper / Fitness
9) Persönliche Entwicklung / Spiritualität
10) Abenteuer / Freizeit
Schritt Nr.2 - Bestimme deinen Grad der Zufriedenheit
Zeichne einen Kreis und teile ihn wie einen Kuchen in Stücke auf oder nutze eine der vielen Vorlagen. Trage dann pro Tortenstück mittig eine Skala von 1–10 ein. 0 (ganz innen am Kreismittelpunkt) steht für „äußerst unzufrieden" und 10 (am äußeren Rand) für „komplett zufrieden". Jetzt startet deine Reflexion. Wie zufrieden bist du mit deiner aktuellen Situation in den jeweiligen Bereichen? Wo siehst du Luft nach oben und wie viel? Sobald du überall deine Werte bestimmt hast, verbindest du sie mit einer Linie. Den entstandenen Innenbereich kannst du in einer Farbe ausmalen, damit er optisch hervorgehoben ist.
„Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst. Sie liegt in unseren Herzen eingeschlossen.“ - Fjodor Dostojewski
Schritt Nr.3 - Werte deine Punkte aus
Vor dir liegt jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit ein Kreis, der nicht in allen Bereichen gleich ausgefüllt ist. Dein Farbmuster wird unregelmäßig sein, das Lebensrad nicht rund. Auf einen Blick kannst du erkennen, wo deine größten Baustellen liegen. Deinen Status quo kannst du anhand der Punktzahl studieren:
8 bis 10 Punkte:
Hier läuft es super und du kannst dir überlegen, wie du im Detail Verbesserungen erzielen oder deinen hohen Standard halten kannst.
5 bis 7 Punkte:
Du hast hier eine durchschnittliche Zufriedenheit erreicht. Es gibt also Raum zur Verbesserung.
1 bis 4 Punkte:
Hier wird es Zeit, aufzuräumen. Was muss sich ändern, damit du zufriedener mit diesem Bereich deines Lebens werden kannst?
Schritt Nr.4 - Wie sehen deine Erwartungen aus
Du suchst dir eine andere Farbe aus und markierst pro Tortenstück, wie stark, also um wie viele Punkte, du dich verbessern möchtest. Bestimme für alle Bereiche deine realistische Wunschpunktzahl. Jetzt malst du die neuen Teilbereiche mit der zweiten Farbe aus und dein Lebensrad ist dem Rundwerden ein Stück näher gekommen oder es ist sogar schon eine runde Sache. Wo siehst du jetzt die größten Abweichungen zwischen
Ist- und Soll-Zustand?
Mein Tipp für maximalen Fokus: Wähle unter den drei größten Abweichungen einen Bereich aus, um den du dich ab sofort besser kümmerst.
Schritt Nr.5 - Werde konkret und bestimme Maßnahmen
Überlege dir Meilensteine und konkrete Handlungsschritte, mit denen du deine Ziele
erreichst. All das notierst du, inklusive Zeithorizont, was du bis wann umsetzen willst. Gefühlt (und gelesen) jeder zweite Coach spricht davon, dass Erfolg drei Buchstaben hat. Sie lauten schlicht: T U N.
Du hast deine Meilensteine bestimmt und deine Maßnahmen notiert. Baue die einfachsten
Handlungsschritte am besten schon heute in deinen Alltag ein. Mein Tipp: Wiederhole
die Übung pro Quartal oder jährlich – Übung macht auch hier die Meisterin.
Jetzt kennst du mein Lieblingstool in Sachen Innehalten und Bilanzziehen. Wenn du mehr zum Thema Reflexion dank und mit Schreiben wissen möchtest, lies weiter.
Schreibübungen zum Anzapfen deiner Intuition

Die Magie des Schreibens lässt sich auch wunderbar nutzen, um mit kleinen Übungen Reflexionsgedanken spontan aufs Papier zu bringen, also die Intuition anzuzapfen und nicht das Grübel-Hirn. Nach dem Check-in mithilfe des Lebensrads beantworte ich jedes Jahr einige Reflexionsfragen. Vielleicht ist diese Methode auch etwas für dich.
Speedwriting – Satzanfänge spontan ergänzen
Setze dir ein Limit (Timer stellen oder Eieruhr umdrehen), zum Beispiel eine Minute, und lege los. Auf Schnelligkeit kommt es an, damit du die Spontaneität nicht ausbremst. Denn: Zögern wir länger als 2–3 Sekunden, dann sind wir im Kopf.
Deine möglichen Satzanfänge:
Mein Jahr 2022 war voller …
Wenn ich einen Moment als den schönsten wählen muss, dann entscheide ich mich für …
Ich bin mir dankbar dafür, dass ich …
Ich bereue es, dass ich …
Im letzten Jahr habe ich endlich gelernt, …
2023 reise ich mit leichterem Gepäck, denn ich lasse alles los, was damit zu tun hat, …
2023 wird mein Jahr, weil …
Der Klassiker: Reflexionsfragen
Wozu sind die überhaupt gut? Du machst dir beim Fragen beantworten erst so richtig bewusst, welche Höhepunkte und auch Tiefpunkte die letzten 365 Tage für dich bereithielten. Du gewinnst wertvolle Einsichten, die du für das neue Jahr nutzen kannst. Mit gezielten Fragen gelingt es dir, Ziele und Visionen herauszuarbeiten. Und ganz simpel: Es tut einfach gut, in Ruhe in deinen schönsten Momenten der letzten 12 Monate zu baden. Stichwort Dankbarkeit. Warum alles aufschreiben? Der Schreibprozess gewährt eine intensivere Auseinandersetzung mit den Antworten. Für deine eigene Reflexionsrunde gebe ich dir hier ein paar Beispielfragen an die Hand.
Welche Menschen haben mich dieses Jahr positiv beeinflusst?
Welche Ereignisse haben mir das größte Wachstum beschert?
Gab es erste Male in meinem Jahr? Was hatte ich zum allerersten Mal gemacht?
Wie habe ich mich verändert?
Was habe ich Gutes getan in den letzten 12 Monaten?
Was war meine größte physische Herausforderung und was die psychische?
Welche Probleme konnte ich hinter mir lassen?
Welche eine Sache möchte ich 2023 unbedingt umsetzen?
Besser als gute Vorsätze: kleine Stellschrauben drehen für mehr Energie im neuen Jahr
Einer der häufigsten Vorsätze für Jahresanfänge neben "endlich mehr Sport betreiben": Stress reduzieren, ein Leben mit mehr Leichtigkeit führen. Was hat das jetzt mit Reflexion zu tun? Ich stelle euch eine Übung vor, die mir sehr geholfen hat, meinen Energiehaushalt besser zu managen. Denn zur Stressreduzierung müssen wir zunächst wissen, woher dieses gehetzte Gefühl bei uns kommt, was uns konkret Energie zieht.
Übung: Energieräuber & Energietankstellen
Schritt 1: Notiere dir, was dir aktuell Energie raubt, was dich stresst. Als Hilfestellung kannst du damit starten, Zutreffendes von der Liste anzukreuzen und dann weitere eigene Punkte ergänzen:
Pflichttermine
Erwartungen meiner Mitmenschen erfüllen (XY erwartet, dass … // Ich müsste … // Weil XY damals Z für mich gemacht hat, muss ich mich jetzt mit ABC revanchieren.)
Negative Menschen in meinem Umfeld
Aufgeschobene, unerledigte Tätigkeiten
Langeweile oder zu viel Routine
Sorgen und Ängste
Perfektionismus
...
Schritt 2: Du hast jetzt eine Liste deiner individuellen Energieräuber vor dir. Zeit für eine Sortierung: Markiere die drei Energieräuber, die dir aktuell im Alltag am meisten Kraft ziehen. Beschreibe anschließend, wie sie sich auf deine Energie auswirken.
Schritt 3: Du richtest jetzt den Blick nach vorne. Überlege dir Folgendes: Was kannst du verändern, um in Zukunft nicht mehr so stark von ihnen beeinflusst zu werden?
Schritt 4: Als Gegenstück deckst du nun deine Energiequellen auf.
Notiere dir spontan 50 Dinge bzw. Tätigkeiten, die dir im Alltag Energie schenken. Die Anzahl mag erschreckend hoch anmuten, aber ich versichere dir, dass es ganz leicht von der Hand gehen wird, diese Stichpunkte zu notieren. Nach all der Beschäftigung mit den Energieräubern zapfst du schon während der Übung deine möglichen Energietankstellen an.
Fragen, die dir beim Notieren helfen können:
Aus welchen Quellen schöpfst du aktuell frische Kraft im Alltag?
Aus welchen Beschäftigungen, Begegnungen, Situationen, Umgebungen oder mithilfe welcher Gegenstände tankst du dich bereits regelmäßig mit frischer Energie auf?
Schritt 5: Fokus und Bilanz
Du hast deine 50 Kraftquellen gefunden. Jetzt überlege dir, welche 10 Notizen es sind, die dich besonders stärken. Umkreise sie einfach oder fertige eine neue kurze Liste deiner
Top 10 an. Glückwunsch! Du hast jetzt in Form einer Liste deinen Erste-Hilfe-Kasten für Stressmomente parat.
Für eine abgeschlossene Reflexionsrunde fehlt noch die Bilanz. Wie schätzt du dein tägliches Verhältnis ein zwischen den Dingen, die dir Freude bereiten und dich stärken, und den Dingen, die deine Energie rauben und Stress erzeugen?
XY Prozent Energietankstellen vs. XY Prozent Energieräuber
Diese kleine Bilanz kannst du dir regelmäßig anschauen und so entscheiden, ob deine Kraftressourcen-Liste ein Update braucht.
Raum für Ergänzungen aus der Community: Wie sieht eure Reflexionsroutine aus?
Welche Methoden und Fragen nutzt du, um dein Jahr 2022 abzuschließen, bevor es ans Zielestecken für 2023 geht?
Ich wünsche allen Lesenden einen guten Ausklang im alten Jahr und frische Energie für den Start ins neue. Wir lesen uns im Januar wieder.
Quellen
In meinen Text sind teilweise Inspirationen aus den Kursen von Jana Zechmeister eingeflossen (https://www.janazechmeister.com).
greator.com
zeitblueten.com