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  • Krizia Köhler

Dein Gehirn liebt Geschichten – über Storytelling und sieben Basisplots

Nicht noch eine Reihe zu Storytelling?! Doch! Die Kraft guter Geschichten verträgt mehr Beiträge zum Thema.


Teil eins: Mustervorlagen für dein storyhungriges Hirn – die sieben Basicplots nach Booker


Textprofidasein und Gehirnforschung verbinden ist eine kleine Nebenleidenschaft von mir. Was hast du davon? Diese Prise Mehrwert, wenn es um Erkenntnisse zum altbekannten Thema Storytelling geht. Wir alle wissen längst, dass wir Menschen Geschichten lieben. Lagerfeuerzeit, Steinzeitromantik im Hier und Jetzt – die Liste an Vergleichen in Marketingstories und gespannten Bögen vom Social-Media-Erfolg bis zur Steinzeithöhle ist lang. Knackige Hintergrundgeschichten, gespickt mit wissenschaftlichen Fakten und Anwendungstipps fürs Texten – genau die können helfen und ein wenig Licht in den Storydschungel bringen. Weiterlesen lohnt sich also!


Dein Gehirn liebt Geschichten.

Und du kannst die Kraft guter Geschichten für deinen Erfolg nutzen, nennt sich Storytelling. Einleitung Ende.

Stell dir vor, du bist Regisseur*in und die Heldenrolle bekommt dein Wunschkunde in der Story.


Wie arbeitet unser Gehirn, wenn es um Geschichten geht? Du stellst dir jetzt vielleicht so eine Bibliothek vor, mit Regalen voller gesammelter Eindrücke (und Geschichten), schön säuberlich aufgereiht. So sieht es nicht aus. Unser Gehirn arbeitet viel effizienter. Wichtigste und vor allem wiederkehrende Ereignisse speichert es wie Mustervorlagen für uns ab. Prototypen entstehen. Wir alle haben ein Set an Geschichten im Kopf, sodass wir uns an kulturelle und soziale Umgebungen anpassen können.


Dank Vorlagen fühlen wir uns in die Erwartungen der Zielgruppe ein


Beim Storytelling können wir das Prinzip der Mustervorlage nutzen. Der Journalist Christopher Booker legt uns sieben Erzählmuster ans Herz – sieben Plots für alle Gelegenheiten. Die Annahme dahinter: Alle Geschichten, die wir Menschen erzählen, sind nur Varianten oder Wiederholungen dieser sieben Basisvorlagen – ganz egal, ob es um Unternehmensberichte geht, um Filme, Romane oder Artikel. Die Schemata haben wir alle in unseren Gehirnen gespeichert, ob wir nun Autor*innen sind oder Lesende.

Wenn wir als Storyteller unterwegs sind, sollten wir wissen, dass sich das Gehirn an Mustervorlagen orientiert. Und wir sollten die wichtigsten von ihnen kennen. Der Vorteil: Wir haben ein Gefühl für die Erwartungen unserer Zielgruppe.

Hier kommen sie endlich, die sieben Basisplots nach Booker:

  1. Das Monster überwinden

  2. Vom Tellerwäscher zum Millionär

  3. Die Suche

  4. Reise und Rückkehr

  5. Komödie

  6. Tragödie

  7. Wiedergeburt (oder auch Comeback)


Das Monster überwinden

Gut gegen Böse geht immer. Die klassischen Beispiele für die Heldengeschichte: "James Bond" oder "Der weiße Hai". Ein Mensch, Tier oder eine Sache tyrannisiert unsere gewohnte Welt, und es ist die Aufgabe des Helden, für Frieden zu sorgen, ihn vielmehr wiederherzustellen. Fünf Schritte sind im Ablauf zu erkennen: Berufung des Helden, erster Erfolg und dann Frustration, Alptraummoment, gelingende Flucht und am Ende der Tod des Monsters.

Vom Tellerwäscher zum Millionär

Braucht es hier wirklich ein Beispiel? Ich denke an die romantische Komödie "Pretty Woman", im Grunde eine moderne Variante der Cinderella-Geschichte. " Slumdog Millionär" fällt mir noch ein. Hier steckt ein Teil des Plots sogar im Titel. Ein vermeintlich normaler Mensch oder auch jemand, der zunächst eher wenig geschätzt wird, erlebt die Verwandlung in eine herausragende Persönlichkeit. That's it.

Die Suche

Diese Art Heldengeschichte hat einen anderen Fokus als die Monsterüberwindung. Es geht um die Suche. Ein Held begibt sich auf die Reise, findet Gefährten ("Herr der Ringe" kommt direkt in den Sinn, richtig?), erlebt Meilensteine mit frustrierenden Momenten, sodass das Ziel so weit weg erscheint wie nie zuvor. Im vierten Schritt gilt es, eine Reihe von Prüfungen durchzustehen, wobei die letzte natürlich die schwierigste ist. Am Ziel ist die Suche beendet. Beispiele: Nemo wird gefunden oder Frodo ist es gelungen, den Ring zu zerstören.

Reise und Rückkehr

Wir sehen Parallelen zur Suche, aber hier geht es um eine fremde Welt, in die unsere Helden reisen. Alice im Wunderland ist ein treffendes Beispiel. An ihren Erlebnissen, weit ab der gewohnten Umgebung, konnte die Heldin Alice wachsen. Die Erzählung von Lewis Carrolls zählt zur Weltliteratur, und wir können sie als Gegenentwurf lesen, zur viktorianischen Gesellschaft mit ihren rigiden Konventionen. Alice leuchtet für uns mit ihrer Heldenreise eine Welt aus, in der Kinder sich ihren Weg durch das Leben bahnen, weit weg von allen erzieherischen Normen.

Komödie

Wir treffen wieder auf das Böse, das sich in Komödien aber gerne am Ende ins Gute verwandelt, sodass wirklich alle wieder miteinander glücklich sind. Beim Muster geht es um die Trennung der Menschen voneinander und ihre Wiedervereinigung. Jane Austens Geschichten passen hier gut als Beispiel. Der Klassiker: "Stolz und Vorurteil". Auch Hollywoodkomödien wie "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" bedienen die Mustervorlage.

Tragödie

Seit meiner Abiturzeit und dann erneut im Studium heiß geliebt: Goethes "Faust" als Klassiker und DIE Tragödie schlechthin. Hier (und in allen anderen Tragödien) haben wir einen wesentlichen Unterschied zu den anderen Plots: Unser Held erreicht sein Ziel nicht. Er stirbt sogar, und zwar durch die Kräfte, die er heraufbeschworen hat.

Wiedergeburt

Ist es ok, "Herr der Ringe" schon wieder zu strapazieren? Die Rückkehr von Zauberer Gandalf passt einfach wie die Faust aufs Auge zu Plot Nummer sieben. Auch das Märchen Schneewittchen ist ein gutes Beispiel. Nach dem Biss in den vergifteten Apfel scheint die Heldin verstorben zu sein. In Wahrheit aber schwebt sie zwischen Leben und Tod in ihrem gläsernen Sarg. Das Happy End ist ihr Comeback ins Leben: Ein Prinz rettet sie und die böse Stiefmutter muss bis zu ihrem Ende in glühenden Eisenpantoffeln tanzen. Bei der Wiedergeburt wird die dunkle Macht besiegt.


Anwendungstipps für eigene Businesstexte und Marketing


Wie ist das Wissen übertragbar? Wie kannst du die vorgestellten Plots für deine Texte, für dein Marketing nutzen? Stell dir vor, du bist als Regisseur*in aktiv. Besetze deine Wunschkundin oder deinen Wunschkunden mit der Rolle der Held*in. Danach wählst du deine Geschichte aus. Was wird dein Inhalt über deine Wunschkunden erzählen? Wohin führt die Heldenreise? Welche Hindernisse müssen deine Protagonisten überwinden? Du versetzt dich beim Texten in die Lage deiner Held*in, um alle diese Fragen zu beantworten. Dann biegst du auf die Zielgerade und fragst dich: Wie gelangt deine Figur an ihr Ziel? Wie sprengt sie ihre Fesseln? Auf Fach- und Businesstexte übertragen: Du berichtest an dieser Stelle über deine Dienstleistung oder dein Produkt = die Lösung. Die sieben Basisplots unterstützen dich dabei, starke Geschichten zu kreieren. Businesstexte können so trotz Inhaltsschwere federleicht daherkommen.


Grundsätzlich gilt: Die sieben Plots lassen sich auf Unternehmen übertragen, ihre Abteilungen, die Führungsriege, Produkte oder Serviceleistungen. Je klarer sich ein Plot (oder eine Mischform) auf ein Unternehmen zuordnen lässt, desto klarer wirkt dessen Profil. Ganz konkretes Beispiel: Die Suche gilt als Grundmuster schlechthin für Unternehmensführung. Das Gesuchte als klares strategisches Ziel steht fest, nur der Weg dorthin ist abenteuerlich. Nach diesem Schema lassen sich alle Unternehmensgeschichten erzählen. Alternativ können wir Businesstexter bewusst die Gegenrichtung einschlagen und mit bekannten Mustern brechen. Dann nutzen wir das Prinzip der Überraschung.

Geschichten sind wie Anker, die dabei helfen, das Gesicht eines Unternehmens oder Produkts ins Rampenlicht zu stellen. Nicht umsonst gibt es im Content Marketing so einen Spruch, der da lautet: Gut erzählt ist halb gewonnen oder schon halb verkauft.



 

Quellen und Inspiration


Inspiration = Buchtipp:

"Tell me! Wie Sie mit Storytelling überzeugen." von Thomas Pyczak.

Mehr zur Nutzung der Basishandlungen im Businesskontext gibt es hier: https://www.strategisches-storytelling.de/sieben-plots-die-sie-kennen-sollten/

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